Eine Frau sitzt auf einem Sessel und die andere Frau kniet neben ihr.

„Ich genieße das Zusammensein mit unseren BewohnerInnen am 24. Dezember“

Am Foto: Regina Wenzl mit Bewohnerin Hilde Sigora, die im Februar ihren 100. Geburtstag feiert. 

Wenn sich die Familien am Heiligen Abend gemütlich um den erleuchteten Christbaum versammeln, gibt es andernorts Menschen, die den 24. Dezember in der Arbeit verbringen. Zu ihnen gehört Regina Wenzl (58) aus Sierning. Die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen arbeitet seit 8 ½ Jahren im Caritas-Seniorenwohnhauses Schloss Hall in Bad Hall: „Weihnachten ist für mich eine ganz besondere Zeit. Seit ich in diesem Beruf bin, melde ich mich immer freiwillig für den Dienst am 24. Dezember.“

Regina Wenzl ist eine Spätberufene im Sozialbetreuungsberuf. Sie arbeitete als Bürokauffrau, bis sie während der Wirtschaftskrise 2008 ihren Job verlor. „Ich hätte mich nicht umorientiert, wenn das nicht gewesen wäre. Doch so ergriff ich die Chance für etwas Neues und machte die Ausbildung zur Fach-Sozialbetreuerin in der Altenarbeit.“ Dass dies ein zukunftssicherer Beruf ist, war dabei für sie ebenso entscheidend wie die Liebe zu einem Beruf mit Menschen. Durch die Beeinträchtigung eines ihrer Söhne kannte sie den Sozialbereich bereits recht gut. „Für mich war klar, das ist der Beruf, den ich ergreifen will – und ich habe es seither nicht bereut.“ Ein Ausbildungskollege machte damals sein Praktikum im Caritas-Seniorenwohnhaus Schloss Hall. „Seine Erzählungen haben dazu geführt, dass ich mich hier bewarb – ich wurde sofort genommen – und ich bin geblieben“, lacht sie.

 „Seit ich hier bin, habe ich mich immer freiwillig für den Nachmittagsdienst am 24. Dezember einteilen lassen. Ich komme so um halb zwei und bleibe bis halb acht“, erzählt die Caritas-Mitarbeiterin. „Wir können im Team unsere Dienste grundsätzlich selbst eintragen - und dann wird geschaut, ob immer genügend Personal da ist. Gegebenenfalls wird der Plan adaptiert – aber da gab es in unserem Team noch nie Probleme.“ Die Adventzeit wird im Caritas-Seniorenwohnhaus groß geschrieben. Da gibt es z.B. Adventkonzerte, Singdarbietungen von VolksschülerInnen, einen Angehörigennachmittag mit Nikolofeier, Punschstand und Bratwürstlessen und die große Weihnachtsfeier mit Krippenspiel. „Beim Krippenspiel sind immer die Kinder der MitarbeiterInnen eingebunden, heuer sind auch die BewohnerInnen aktiv dabei“, verrät Wenzl, die sich seit Jahren um diesen Programmpunkt annimmt. Doch auch im Wohnbereich ist die stillste Zeit im Jahr spürbar. Neben Weihnachtsdekorationen bleibt Zeit für Weihnachtsgeschichten und Weihnachtslieder. „Jeder in unserem Team bringt das ein, was er gut kann. Kolleginnen von mir singen gerne, ich lese lieber Weihnachtsgeschichten vor.“

Für Regina Wenzl lässt sich Weihnachten mit Familie und Beruf sehr gut vereinbaren. „Tradition ist uns allen sehr wichtig“, sagt sie. „Bei uns zu Hause wird der Christbaum schon am 23. Dezember fix und fertig aufgeputzt – das war auch schon so, als die Kinder noch klein waren. Auch die Geschenke liegen schon verpackt unter’m Baum. Den 24. starten wir mit einem gemütlichen Familienfrühstück mit meinem Mann und den Söhnen. Wenn ich dann nachmittags in den Dienst gehe, kümmern sich meine Männer um den Festtagsbraten – wir essen abends ganz traditionell Gansl. Meine Männer holen nachmittags auch meine Mutter, so dass wir nach meinem Dienst gemütlich zusammensitzen, feiern und essen. Der Nachmittag im Caritas-Seniorenwohnhaus Schloss mit den BewohnerInnen gehört mittlerweile auch schon zu „meinem Weihnachten“ dazu.“

„Der Nachmittag des 24. Dezember gehört ganz den BewohnerInnen. Manche bekommen an diesem Tag Besuch von Angehörigen. Dann feiern sie mit uns. Wir sitzen gemütlich im Aufenthaltsbereich beisammen, trinken Früchtepunsch und essen Kekserl. Je nachdem, was gerade passt, werden Geschichten erzählt, Weihnachtstexte vorgelesen oder Lieder gesungen. An diesem Tag nehmen wir uns wirklich Zeit - das ist sehr schön.“ An solchen Nachmittagen lernte Regina Wenzl auch schon Traditionen und Rituale von BewohnerInnen kennen, die neu für sie waren. So gab es eine Bewohnerin, bei der es immer einen ganz besonderen Weihnachtsstriezel gab. Dieser war mit vielen Leckereien wie Lachs gefüllt. Jedes Jahr kamen die Angehörigen dieser Bewohnerin und nahmen ihren traditionellen Striezel mit, von dem alle gemeinsam aßen. „Es fühlt sich wirklich an wie Familie“, verrät die 58-Jährige. „Auf diesen Teil meines Weihnachtens möchte ich nicht verzichten.“ Und so steht schon fest: auch im nächsten Jahr wird Regina Wenzl den Dienst am 24.12. wieder im Caritas-Seniorenwohnhaus Schloss Hall verbringen.