Bildtext: Eine Umarmung, ein Stück Schokolade, ein gemeinsamer Spaziergang – Lisi Klausriegler schaut darauf, dass die SeniorInnen täglich kleine Freuden erleben.

Ein Tag mit Lisi Klausriegler - Fachsozialbetreuerin Altenarbeit

Die Höhen und Tiefen des Lebens liegen nirgends so nah beieinander wie im Seniorenwohnhaus. Während sich hinter einer Tür ein – noch immer – verliebtes Pärchen in den Armen liegt, verabschiedet sich hinter einer anderen eine Tochter von ihrer sterbenden Mutter. Jedes Zimmer, jeder Mensch ist erfüllt von vielschichtigen Lebensgeschichten.

„Rosi, mach deine Finger warm. Wir machen Apfelstrudel. Ich hab ein Kilo Äpfel zu schälen“, ruft Lisi Klausriegler einer Seniorin zu. Rosi kann es kaum erwarten. Eigentlich kann sie es gar nicht erwarten: Noch bevor die 36-jährige Sozialbetreuerin bereit ist, sitzt die alte Frau mit fünf anderen BewohnerInnen im Gemeinschaftsraum und beginnt, die Äpfel zu schälen. Lisi gesellt sich dazu, schält mit. Der Schmäh rennt. Sie stecken sich gegenseitig Apfelspalten in den Mund.

Eine Bewohnerin wird im Eifer des Gefechts besonders kreativ: Sie schüttet ihren Saft in den Topf mit den Apfelschalen. Lisi seufzt. „Du machst mich narrisch“, sagt sie, während sie die alte Frau gleichzeitig umarmt. Und sich daran macht, die Bescherung zu beseitigen.

Leicht und lustig ist es hier. Ein Zimmer weiter sind andere Emotionen im Spiel. Während Lisi dem Hans eine Apfelspalte zusteckt, um ihm den Tag zu versüßen, sitzt keine fünf Meter entfernt, getrennt nur durch eine Wand, eine Tochter am Bett ihrer sterbenden Mutter. Seit einer Woche liegt sie im Sterben, seit einer Woche schläft die Tochter im selben Zimmer. Es sind die letzten gemeinsamen Tage, die die beiden miteinander haben. Seit einer Woche klopfen immer wieder die MitarbeiterInnen an, fragen, ob sie etwas tun können, bringen der Tochter die Mahlzeiten. Bei Bedarf kommt eine Seelsorgerin. Wenn es von den Angehörigen gewünscht ist, gibt ein Pfarrer die Krankensalbung.

Freude und Trauer liegen an diesem Tag besonders nah beieinander. Während Lisi die Helga umarmt und den Apfelschalen-Schlamassel beseitigt, verstirbt die Bewohnerin. Der Apfelstrudel ist fast fertig und eine Tochter verliert ihre Mutter.

Jeder Abschied berührt. Für Momente steht alles still. Auch Lisi ist zerrissen. Auf der einen Seite soll sie für die anderen BewohnerInnen da sein, ihnen eine Freude machen und Leichtigkeit in ihren Tag bringen. Aber eigentlich sind ihre Gedanken beim Abschied-Nehmen.

„Abgrenzen“ heißt es da oft im Pflegeberuf. Wohnbereichsleiterin Eirene Braden hält davon wenig. „Sich abzugrenzen bedeutet, dass man nichts an sich heranlässt. Das lässt einen unbefriedigt zurück“, ist sie überzeugt. „Wenn man sich wirklich auf die Begegnung einlässt, kann man am Ende sagen, man hat das Beste getan – und man kann dann gut damit abschließen.“

Die Tochter verbringt noch einige Momente mit ihrer Mutter und winkt dann die MitarbeiterInnen ins Zimmer. Alle Pflegekräfte im Stockwerk haben sich vor dem Zimmer versammelt, um sich gemeinsam zu verabschieden…

Lesen Sie die vollständige Geschichte über die Arbeit im Seniorenwohnhaus in der aktuellen Ausgabe der „nah dran“. Kostenlos abonnieren bei der Caritas Information, Tel. 0732/7610-2020, information@caritas-linz.at