Patricia Landskron aus Linz wusste schon als Kind, dass sie einen sozialen Beruf ergreifen möchte. Immer wieder wollte sie eine entsprechende Ausbildung beginnen, aber „das Leben“ machte der sechsfachen Patchwork-Mutter und 13-fachen Großmutter einen Strich durch die Rechnung. Drei Jahre vor ihrem offiziellen Pensionsantritt wagte sie den Neubeginn, machte vorab den Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung bei der Caritas und absolvierte anschließend die Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe und fand ihre berufliche Heimat im Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus in Linz.
Unterstützung für den Berufswechsel
Drei Jahre vor der Pension hat Patricia Landskron ihr sicheres Arbeitsverhältnis in beidseitigem Einverständnis aufgelöst. Diese Entscheidung konnte kaum jemand nachvollziehen, auch ihre Familie war zuerst nicht begeistert. Doch die Linzerin wollte sich ihren beruflichen Traum erfüllen und in der Pflege arbeiten. Beim AMS erfuhr sie allerdings, dass sie keine Pflegeausbildung finanziert bekommen würde, weil sie mindestens so lange im Beruf tätig sein müsse, wie die Ausbildung dauere. Aber sie bekam Informationen über das Fachkräftestipendium, das keine Altersbegrenzung hat. Im Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus machte sie ein Schnupperpraktikum und bekam von der Leitung sofort Unterstützung für ihren Berufswunsch.
Auch nach der Pension weiterarbeiten
Parallel zur zweijährigen Ausbildung an der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe in Linz-Urfahr arbeitete sie geringfügig im Caritas-Seniorenwohnhaus. Das Fachkräftestipendium in der Höhe von 1500 Euro monatlich und der Lohn ihrer geringfügigen Tätigkeit reichten zwar trotzdem nicht ganz an frühere Einkommensverhältnisse heran, aber das war ihr zur Erfüllung ihres Traumes nicht so wichtig. „Ich bin gut ausgekommen und mittlerweile verdiene ich wieder so viel wie früher“, erklärt Patricia Landskron, die heuer im Februar ihre Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. Bei der Abschlussfeier war ihre ganze Familie stolz auf die „Einser-Schülerin“. Seither arbeitet sie Vollzeit im Caritas-Seniorenwohnhaus. Und sie wird auch nach der Pension – die sie mit 1. September antreten wird – weiterarbeiten. „Eigentlich war mein Plan, dann auf 20 Wochenstunden zu reduzieren. Aber während meines dreiwöchigen Urlaubs habe ich die Bewohner*innen und die Arbeit so sehr vermisst, dass ich den Heimleiter gebeten habe, weiter voll arbeiten zu dürfen,“ erzählt die 60-Jährige. „Ich habe in der Ausbildung so viel gelernt, das möchte ich nun auch anwenden. Ich freue mich auf jeden neuen Arbeitstag und auf neue Herausforderungen, und solange ich körperlich in der Lage bin, warum soll ich nicht weiterarbeiten?“ Auch privat kümmert sie sich um die 84-jährige Mutter, die eine schwere Sehbeeinträchtigung hat. „Wenn sie mich einmal mehr braucht, weiß ich, dass ich jederzeit Stunden reduzieren kann.“
Verständnis für ältere Menschen
Dass Patricia Landskron sich für die Altenarbeit entschieden hat, hat auch mit ihren privaten Erfahrungen auf der Palliativstation zu tun: „Ich habe meinen Vater 2018 begleitet und mit den Mitarbeiter*innen viele interessante Gespräche geführt. In der Gesellschaft werden ältere Menschen häufig wenig geschätzt, und das finde ich ihnen gegenüber keinesfalls gerecht. Sie haben schwierige Zeiten durchlebt und unsere Zuwendung und Anerkennung mehr als verdient. Außerdem werde ich in 20 Jahren in ihrer Situation sein. Da möchte ich auch, dass jemand für mich da ist und mich versteht.“
Berührende Momente
Besonders bereichernd in ihrem Beruf findet sie die Lebensgeschichten der Bewohner*innen: „Einen über 100-jährigen Bewohner habe ich gefragt, was das Geheimnis seines langen Lebens ist. Und er meinte: ‚Du musst nur die Welt lieben, jeden Tag einmal lachen; was nicht zu ändern ist, gelassen hinnehmen und vor allem dankbar sein für jeden Tag, der Dir vom Herrgott geschenkt wird.‘ Das hat mich sehr beeindruckt.“
Auch die herzliche Begrüßung nach dem Urlaub gibt ihr das Gefühl, hier richtig zu sein. Einem Bewohner, der aufgrund seiner gesundheitlichen Situation öfter traurig ist, nahm sie deshalb einen kleinen Glücksbringer als Souvenir aus Griechenland mit. „Der Mann war so gerührt, dass er Tränen in den Augen hatte. Dass man mit so einer Kleinigkeit jemandem eine so große Freude machen kann, das berührt mich tief.“