Berta Schramm und Caritas-Mitarbeiterin Agnes Harangozo (DGKP).

Mit Herz, Humor und Therapie auf dem Weg zurück ins Leben

Nach einer schweren Erkrankung und künstlicher Beatmung kämpfte sich Berta Schramm (83) aus Rohrbach-Berg mit Unterstützung des Caritas-Teams ins Leben zurück. Seit Februar 2023 wird sie auf der Langzeitbeatmungsstation der Caritas in Linz betreut – mit beachtlichem Erfolg: Heute kann sie wieder sprechen, essen, lachen und trainiert täglich, um eines Tages in ihre eigene Wohnung zurückzukehren.

Dass Berta Schramm (83) aus Rohrbach-Berg wieder lachen und scherzen kann, grenzt fast an ein Wunder. Im Jänner 2023, kurz nach einer Coronainfektion, wurde bei ihr das Guillain-Barré-Syndrom akut. Eine entzündliche Nervenerkrankung, die bei ihr zur kompletten Lähmung führte, inklusive Atemlähmung. Im Krankenhaus wurde sie nach einem Luftröhrenschnitt an eine Beatmungsmaschine angeschlossen und stabilisiert. „Einige Wochen später kam sie vollständig gelähmt, ohne sprechen oder schlucken zu können, künstlich beatmet und ernährt, zu uns,“ sagt Caritas-Mitarbeiterin Agnes Harangozo, die seit 8 Jahren das Caritas-Pflegeteam auf der Beatmungsstation bereichert. „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt Berta Schramm rückblickend. „Ich weiß nur aus Erzählungen, dass ich in Rohrbach und Linz in Krankenhäusern war und dann Mitte Februar 2023 hierher ins Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus auf die Langzeitbeatmungsstation verlegt wurde.“

Erste kleine Fortschritte

Mit viel Einfühlungsvermögen und Engagement begann das Caritas-Team, bestehend aus Physio-, Ergo-, Logotherapeut*innen und Pfleger*innen, jede Muskelgruppe wieder zu mobilisieren. Caritas-Mitarbeiterin Agnes Harangozo erinnert sich: „Die Finger, die Zehen, die Arme, die Beine, der Rumpf – die Muskeln mussten wieder lernen, beansprucht zu werden. Nach ein bis zwei Monaten zeigten sich erste kleine Fortschritte. Also konnten wir mit der Entwöhnung von der Beatmungsmaschine anfangen. Zu Beginn minutenweise, bis die Dauer auf 15-20 Minuten ausgedehnt werden konnte.“ Begleitend gab es eine intensive Atemtherapie und ein Zwerchfelltraining. „Es braucht unzählige Wiederholungen – aber schließlich war es möglich, dass Frau Schramm im Bett aufgesetzt und später in den Rollstuhl transferiert werden konnte“, erklärt Agnes Harangozo.

Nach einem Jahr war Sprechen und Essen wieder möglich

Nach einem Jahr dann der nächste große Durchbruch: Dank gezieltem Schlucktraining kann Berta Schramm wieder sprechen und essen. „Am liebsten Nudeln mit Tomaten- oder Käsesauce“, verrät die Rohrbacherin. Wieder sprechen zu können, sei wunderschön. Ihr feines Lachen hallt dabei durch die Station. „Den Humor lasse ich mir nämlich nicht nehmen“, beharrt sie. Dieser sei es auch, der sie all die anstrengenden Therapien klaglos mitmachen lässt. „Wir haben hier so eine Gaudi“, erzählt sie verschmitzt. „Anders wäre es ja fad. Alle bemühen sich so sehr. So fühle ich mich hier auch richtig wohl, bis auf die Tatsache, dass ich halt dieses Syndrom habe.“

Das Training geht weiter

Heute kann die 83-Jährige bereits bis zu drei Stunden tagsüber ohne Beatmungsgerät sein und trainiert mit dem Team täglich das Stehen und Gehen. Ihr Ziel: zurück in ihre Wohnung im zweiten Stock. Wenn es ihr zu anstrengend wird, dann tauscht sie das Sprachventil wieder mit dem Beatmungsgerät. Telefoniert habe sie noch nicht, seit sie wieder sprechen kann. „Wenn mich wer sehen will, dann soll er mich besuchen kommen.“ Und das tun regelmäßig ihre Töchter, ihre Bergfreundinnen und Nachbarinnen. Auch bei den hauseigenen Festen ist sie mit von der Partie: „Ich bin immer überall dort, wo was los ist. Früher bin ich viel berggewandert – in Kärnten, in Salzburg, in Schladming - überall. In den Hütten, da hatten wir eine richtige Hüttengaudi. Daran zu denken hilft mir, um nicht Trübsal zu blasen. Ich schau auch gerne fern – am liebsten etwas über Berge.“

Berta Schramm wird im November 84 Jahre und ist in Oepping aufgewachsen. Nach der Schule war sie einige Jahre bei Bauern im Dienst, wo sie sehr hart arbeiten musste. Später war sie in einem Gasthaus in Ebensee sowie in der Lederfabrik und in einer Gärtnerei in Rohrbach beschäftigt. Mit ihrem Mann zog sie drei Kinder groß und hat heute 8 Enkel und 2 Urenkel.

Langzeitbeatmung mit Perspektive

Die Caritas eröffnete 2009 die erste Langzeitbeatmungsstation außerhalb eines Krankenhauses in Österreich. Im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus in Linz leben bis zu 10 Menschen, die beim Atmen auf Maschinen angewiesen sind. Neben intensiver Pflege und Betreuung bietet das Caritas-Team den Bewohner*innen viele individuelle Therapien und Trainings an – mit Erfolg: Von insgesamt 149 Patient*innen konnten 60 erfolgreich vom Beatmungsgerät entwöhnt werden. COPD und neuromuskuläre Erkrankungen sind die häufigsten Ursachen für eine Langzeitbeatmung.