Forschungsprojekt: Elementares Musizieren – Mit Musik zu mehr Lebensglück und kultureller Teilhabe

Autorinnen: Martina Kroboth-Kolasch · Michaela Vaught · Bianka Wüstehube

Das Elementare Musizieren mit alten und sehr alten Menschen stand im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts des Instituts für Musikpädagogik der Anton Bruckner Privatuniversität. Das Buch zur Studie erscheint im November und zeigt neben anderen Aspekten: Gemeinsames Musizieren wirkt auf ältere Menschen geistig und emotional stimulierend.

Eine bunt gemischte Gruppe trifft sich wöchentlich zum gemeinsamen Musizieren im Caritas-Seniorenwohnhaus St. Anna. Manche singen fröhlich mit, andere sitzen teilnahmslos im Rollstuhl. Angeleitet von Musikpädagogin Michaela Vaught spielen sie auf Trommeln, Triangeln, dem Glockenspiel und anderem Orff- Instrumentarium. Und selbst die, die schon „ganz weit weg“ waren, bleiben von der Musik nicht unberührt. Eben noch in sich gekehrt, wippen sie nach einer Viertelstunde im Takt der Musik mit.

Vor acht Jahren übernahm Vaught die Lehrveranstaltung Elementares Musizieren mit Senior*innen. Die universitäre musikpädagogische Ausbildung der Bruckneruniversität bereitet zukünftige Musiklehrende des Studiengangs Elementare Musikpädagogik auf die Arbeit mit älteren Menschen vor. Die Praxis dafür findet direkt im Seniorenwohnhaus statt. „Über die Musik spricht man Menschen auf einer Ebene jenseits der Sprache an“, so Vaught. „Gerade beim Elementaren Musizieren werden ganzheitliche kreative Prozesse angeregt.“

Neben willkommener therapeutischer Wirkung, schenkt das gemeinsame Musizieren aber vor allem sinnerfüllte Zeit, steigert die Lebensfreude und ermöglicht soziale und kulturelle Teilhabe.

Ein Jahr lang begleitete eine Forschungsgruppe des Instituts für Musikpädagogik der Bruckneruniversität die Kooperation mit dem Caritas-Seniorenwohnhaus St. Anna. Wesentliche Aspekte des Musizierens mit älteren Menschen wurden nun in einer praxisorientierten Studie zusammengefasst und beschrieben.

So geht es mit dieser Zielgruppe im Besonderen darum, bestehende Kompetenzen und Fertigkeiten zu erhalten und Musiziersituationen zu schaffen, in denen sich die Teilnehmer*innen als selbstwirksam erleben und glückliche, erfüllende Momente durch die Kraft der Musik erfahren. Nicht die perfekte Wiedergabe eines Musikstücks, sondern das schöpferische Tun, das ästhetisch künstlerische Erleben und die Freude am Singen und Musizieren stehen im Zentrum der wöchentlich stattfindenden Musizierstunden.

Beim gemeinsamen Singen, Musizieren, Bewegen und Tanzen erleben sich die Teilnehmer*innen als Gruppe und es entstehen Beziehungen und Freundschaften.

Wie die Leitung diese Gruppenprozesse unterstützen kann und auf Wünsche, Potentiale und Bedürfnisse möglichst aller beteiligten Personen eingehen kann, wird in diesem Buch anschaulich beschrieben. So kann durch die richtige Musikauswahl ein Zugang in durch Krankheit und Alter verschüttete geistig-emotionale Bereiche gefunden werden – wie bei Menschen mit Demenz, die sich durch die Musik manchmal für den Moment wieder ihrem alten Selbst annähern. So erleben es auch die Angehörigen: Bei einer Musikstunde war eine Tochter so ergriffen, dass sie den Raum verlassen musste. Sie hatte ihre schwer demente Mutter nach Jahren erstmals wieder so lebendig wie vor ihrer Erkrankung erlebt.

Neben den künstlerisch-pädagogischen Anforderungen an die/den Leiter*in wird auch die Wichtigkeit deren/dessen künstlerischen Grundhaltung eingehend in dem Kapitel „Künstlerisches Leiten der Gruppe“ beschrieben.

Das Buch „Ich spiele die Sonnenstrahlen“. Elementares Musizieren mit alten und sehr alten Menschen ist kein trockener Forschungsbericht sondern ein kleines feines Buch, mit der lebendigen Beschreibung des Musizierens in St. Anna. Anschaulich kann man die wesentlichen Aspekte des gemeinsamen Musizierens nachvollziehen und bekommt einen Einblick in Themen wie das der Gleichwürdigkeit oder des künstlerischen Anspruchs. Beides Bereiche, die für diese Zielgruppe so noch nicht formuliert worden sind.  

 

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