Tag des Ehrenamts: 20 Jahre und noch nicht genug!

Am Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember rücken die rund 900 aktiven Freiwilligen der Caritas St. Pölten ganz besonders in den Vordergrund. Sie sind im Bereich Essen auf Rädern, als Hospiz- und Trauerbegleiter*innen, als Lernhelfer*innen, im Besuchsdienst älterer Menschen oder in der Freizeitbegleitung behinderter Menschen tätig – viele davon langjährig und mit vollster Leidenschaft.  So auch Norbert Pohl, der bereits 20 Jahre im Pflegeheim Haus St. Elisabeth in St. Pölten Singrunden gestaltet.

Beim alljährlichen Elisabethbrunch im Stift Melk werden nicht nur die langjährigen Mitarbeiter*innen der Caritas St. Pölten geehrt, sondern auch deren langjährige Ehrenamtliche. Darunter auch Gerlinde Steinböck, Christa Stini und Elfriede Maiss für 20 Jahre Hospizarbeit im Mobilen Hospizteam Amstetten und Norbert Pohl.

Dem ehemaligen Elektroingenieur war nach seiner Pensionierung klar, dass er sich regelmäßig freiwillig engagieren möchte. „Ich wollte noch etwas Vernünftiges für die Allgemeinheit, etwas Soziales tun und so wurde mir der Vorschlag gemacht mit den Bewohner*innen des Pflegeheims eine Singgruppe zu machen.“, so der mittlerweile 82-jährige Herr Pohl. Seitdem singt er alle 14 Tage mit meist weiblichen Bewohnerinnen Volkslieder, Schlager und auch immer wieder mal ein paar Operetten-Stücke, die sie gut kennen.

„Bekannte Melodien und Texte werden auch oft noch von Menschen mit Demenz erkannt, aber meine Singgruppe besuchen auch Bewohnerinnen, die oft gar nicht mehr mitsingen, weil sie schon zu dement sind. Trotzdem genießen sie die Atmosphäre und unsere Stimmen. Besonders schön war, als eine Dame, die eigentlich nie eine Reaktion gezeigt hat, plötzlich doch zu singen begann. Das ist das Schöne daran, man kann eben doch vieles im Kleinen bewirken.“, freut sich Herr Pohl über diese Glücksmomente.

„Ich hab‘ immer schon gern gesungen und obwohl ich nie ein Instrument gelernt hab, singe ich eben aus der Erinnerung heraus. Früher wurde ohnehin viel mehr gesungen, bei Busausflügen oder diversen Veranstaltungen, da ist eben viel hängen geblieben. Ich war auch früher kurz beim Wagramer Kirchenchor und singe in der Zwischenzeit auch wieder im Pottenbrunner Kirchenchor. Aber das sind ja ganz andere Lieder – da ist die Singstunde im Pflegeheim eine schöne Abwechslung. Wir singen natürlich nur ausschließlich Lieder auf Deutsch, wie z.B. ‚Die Burgenländerin‘, Das ‚Kufstein-Lied‘, ‚Mein‘ Vatern sei Häuserl is mit Habernstroh deckt‘ oder ‚Im weißen Rössl am Wolfgangsee‘.“

Auf die Frage, was sich in den letzten 20 Jahren verändert hätte meint Herr Pohl: „Naja von den Liedern gar nicht so viel, obwohl wir in letzter Zeit viel mehr Schlager singen. Denn vor ein paar Jahren sind wir von den Liederbüchern, die ich ursprünglich erstellt hab auf elektronische Musikbegleitung umgestiegen und der Text wird nun schön groß auf eine Leinwand gebeamt. Jetzt wünschen sich die Bewohnerinnen auch vielmehr die Lieder, die sie singen möchten und ich gebe sie nicht mehr so stark vor, wie damals.

Welche Eigenschaften man für so ein Ehrenamt braucht, gerade wenn man mit älteren Menschen arbeitet, beantwortet Herr Pohl so: „Man muss Verständnis für die Situation haben, für Menschen mit Demenz, muss sich einfühlen können. Ich habe auch schon eine Weiterbildung zum Thema Demenz gemacht, um besser damit umgehen zu können. Da bietet ja die Caritas ein eigenes Weiterbildungsprogramm für Freiwillige, das man gratis nutzen kann. Es gab in diesen 20 Jahren auch immer wieder intensivere Kontakte zu Bewohner*innen, z.B. haben meine Frau und ich mit einer Dame, die schon sehr lange im Heim ist einen Ausflug gemacht oder ich hatte mal eine intensivere Freundschaft mit einem Herrn, für den ich auch Besorgungen und dergleichen gemacht habe. Auch meine Frau ist immer mal wieder für einen Besuchsdienst hier im Haus oder wir haben auch schon Ausflüge oder Wallfahrten begleitet. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder Bewohner*innen, an die man bestimmte Erinnerungen hat, z.B. gab es lange Zeit eine Dame und ehemalige Lehrerin, die den anderen Zitherunterricht gegeben hat und mich auch immer wieder korrigiert hat, wenn ich etwas nicht ganz richtig gesungen habe.“, lacht Herr Pohl. 

Auch mit seinen 82 Jahren denkt Herr Pohl aber noch lange nicht ans Aufhören: „Solange ich Freude daran habe und den Eindruck habe, dass die Bewohnerinnen etwas davon haben, werde ich weitersingen.“, schmunzelt er. „Es ist einfach wunderschön für mich, wenn ich immer wieder höre, wie schön es war und wie dankbar sie für meine Zeit sind. Und ich bedanke mich natürlich auch immer, dass sie so toll mitgesungen haben.“

Herr Pohl ist außerdem gemeinsam mit seiner Frau seit 2015 in der Bürgertheatergruppe des Landestheater St. Pölten aktiv, wo beide einmal im Jahr eine kleinere Rolle übernehmen. Das nächste Stück „Unerwartete Gemeinsamkeit“ kann man übrigens ab Mai 2024 sehen!

Derzeit werden bei der Caritas St. Pölten vor allem in folgenden Bereichen dringend Freiwillige gesucht:

  • Übernahme von Fahrtendiensten oder Mithilfe beim „Club Aktiv“-Programm, dem Freizeitangebot für erwachsene Menschen mit psychischen bzw. seelischen Problemen.
  • Als Lernhilfe in unseren Lerncafès in St. Pölten, Herzogenburg und Amstetten
  • Mitarbeit im carla Amstetten

Unsere Referentin Kerstin Cserveny-Kienberger von der Servicestelle Freiwilligenarbeit freut sich auf Kontaktaufnahme unter freiwillig@caritas-stpoelten.at oder 0676 83 844 7303. Mehr Infos und alle Einsatzmöglichkeiten unter www.caritas-stpoelten/freiwillig

Füreinand` – Österreichs Community für Mitmenschlichkeit
Informationen über gerade verfügbare Einsatzmöglichkeiten in seiner Umgebung erhält man auch über die Freiwilligen-Plattform www.fuereinand.at. Hier kann man sich für sogenannte Missionen registrieren, die dann bei Bedarf entweder mit Zeit- oder Sachspenden unterstützt werden können. Über E-Mail wird informiert, wie und wo man schnell, unkompliziert und wirksam helfen kann. Bereits über 38.000 Menschen in Österreich nutzen diese Plattform und helfen damit regelmäßig oder punktuell mit ihrem Einsatz und Engagement.

Caritas Direktor Hannes Ziselsberger betont: „Das freiwillige Engagement so vieler Menschen ist gelebte Nächstenliebe, die unsere Gesellschaft stärkt und mich hoffnungsfroh in die Zukunft blicken lässt. Denn ohne den Einsatz und die Mitwirkung von Freiwilligen, wären unsere Angebote der Caritas so nicht möglich“. 

Dabei spielt das Alter keine Rolle - freiwilliges Engagement ist eine sinnvolle Aufgabe und bereichert den Alltag. Dabei werden neue Kontakte geknüpft und wertvolle Lernerfahrungen gemacht. Auch die Weiterbildungsangebote der Caritas, die Teilnahme an internen Veranstaltungen sowie der Austausch und die Vernetzung werden gerne genutzt und geschätzt.