10 Jahre Abteilung Langzeitbeatmung im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus

Mit einer stimmungsvollen Feier wurde am 15.5.2019 das 10 jährige Bestehen der Abteilung Langzeitbeatmung im Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus begangen.

Im Jahr 2000 hat die Caritas das heutige Seniorenwohnhaus Karl Borromäus von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus übernommen. In zwei großen Bauetappen wurde das Haus ab 2004 grundlegend saniert und erweitert. Heute leben hier 150 Menschen: 15 im Betreubaren Wohnen, 10 in der Langzeitbeatmung und 125 im Seniorenwohnhaus. Zusätzlich werden jährlich rund 20 Menschen mit Demenz tagsüber in der Elisabeth Stub’n betreut.

Vor dem Hintergrund, dass unter anderem weltweit COPD und andere neuromuskuläre Lungenkrankheiten ansteigen, und dass bis dahin mehr und mehr BeatmungspatientenInnen in den Intensivstationen der oberösterreichischen Spitäler gepflegt wurden, wurde im Jänner 2009 die Abteilung Langzeitbeatmung im Seniorenwohnhaus Karl Borromäus eingerichtet, vorerst mit 8 Plätzen. Um den erhöhten Bedarf im Zentralraum auch weiterhin decken zu können, wurde die Abteilung im Jahr 2015 um drei Betten erweitert.

Erstmals wurde damit in einer Einrichtung für Langzeitpflege ein Setting geschaffen, um diese Erkrankten dauerhaft intensiv versorgen zu können – außerhalb einer Intensivstation der Krankenhäuser. Relativ bald stellte sich heraus, dass mit medizinischer und pflegerischer Kompetenz, auf die persönlichen Bedürfnisse und Ressourcen der PatientInnen abgestimmt, eine Entwöhnung von der maschinellen Beatmung gelingen kann. Das Caritas-Team hat daher ein Weaningkonzept nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin erarbeitet.

Unter Weaning versteht man die Entwöhnung vom Beatmungsgerät, sowie die Rückübertragung der Atemarbeit und der Atemregulation von der Maschine zurück zum Menschen. Eine an den/die Patienten/Patientin angepasste Entwöhnungsstrategie trägt wesentlich zur Verbesserung des Allgemeinzustandes und vor allem auch der Lebensqualität bei.

Für eine erfolgreiche Therapie zur Entwöhnung von der Beatmungsmaschine gibt es eine Reihe an wichtigen Faktoren.

  • Die abgestimmte Zusammenarbeit zwischen ärztlichem und pflegerischem Personal
  • Die externen TherapeutInnen - hier ganz besonders die individuellen Atem-physiotherapien.
  • Die Unterstützung durch Familienmitglieder und Angehörige äußerst wichtig für die psychische Stabilität und den Gesundungsprozess
  • Aber die wichtigste Komponente ist die aktive Teilnahme der Betroffenen am Training, an der Therapie, und vor allem die Kunst aller am Prozess Beteiligten den erkrankten Menschen jeden Tag aufs Neue zu motivieren und die positive Perspektive seiner Leistung aufzuzeigen.

Wenn alle diese Faktoren gut zusammenwirken, ist es möglich, die PatientInnen ganz von der Beatmungsmaschine zu entwöhnen oder zumindest eine langfristige Verbesserung und Erhöhung der Lebensqualität zu erreichen. Diese intensive Betreuung mit den individuell abgestimmten Therapien ist in spezialisierten Einrichtungen wie unserer Langzeitbeatmung besser möglich als in einer klinischen Intensivstation.

Die Abteilung Langzeitbeatmung ist integrierter Bestandteil des oberösterreichischen Gesundheits- und Sozialsystems, als kleine, aber nicht unbedeutende Schnittmenge zwischen Gesundheit und Sozialem. Die PatienInnen werden – sofern möglich – vorbereitet, um von den Intensivstationen über die Abteilung Langzeitbeatmung in klassische Pflegeinrichtungen oder möglicherweise sogar nach Hause kommen zu können. Eine positive Perspektive, nicht nur für die betroffenen Menschen, sondern auch für die Volkswirtschaft.

Im den letzten 10 Jahren wurden 123 PatientInnen betreut, 27 Personen wurden kurzzeitgepflegt mit einer Aufenthaltsdauer unter 30 Tagen. 96 Personen wurden langzeitgepflegt mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 238 Tagen. Davon konnte die Hälfte, nämlich 48 Personen, erfolgreich von der Beatmung entwöhnt werden. Weitere 20 Personen wurden soweit stabilisiert, dass sie nachhause in die Heimbeatmung entlassen werden konnten.

Eine Erfolgsgeschichte, die nach 10 Jahren gefeiert wurde. Mehr als 80 Gäste folgten der Einladung, darunter Landtagsabgeordneter BBKO GR Ferdinand Tiefnig in Vertretung von Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Pühringer, Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer, MBA, Mag. Stefan Potyka vom OÖ Gesundheitsfonds in Vertretung von Gesundheitslandesrätin Mag.a Christine Haberlander, Prim. Dr. Karl Holzmann und Christoph Grubauer, dem Koordinationsteam für Langzeitbeatmung, Bischofsvikar Mag. Maximilian Mittendorfer, Caritas-Direktor Franz Kehrer, MAS, Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc, Geschäftsführerin der Caritas für Betreuung und Pflege sowie KooperationspartnerInnen, MitarbeiterInnen, PatientInnen und ihre Angehörigen.

Durch die Feier führte Moderator Philipp Albert. Besonders berührend war das Gespräch mit Sieglinde Fesel, die 2013 nur knapp überlebt hat, weil ihr Mann sie gerade noch rechtzeitig zu Hause am Boden bewusstlos liegend gefunden hat. Nach Tagen und Wochen des Bangens stabilisierte sich ihr Zustand nach dem Luftröhrenschnitt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Sie kam auf die Langzeitbeatmung und wurde hier fit gemacht für Zuhause, wo sie mit Unterstützung ihres Mannes und von zwei 24-Stunden-Betreuungskräften selbstbestimmt lebt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den exzellenten MusikerInnen Yaling Cheng und Rainer Falk.

Einblicke der Veranstaltung

Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSC begrüßte die Gäste

Moderator Philipp Albert im Gespräch mit Sieginde Fesel

Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer, LAbg. Ferdinand Tiefnig, Soziallandesrätin Birgit Gestorfer, Steafn Poytka vom Gesundheitsfonds und Caritasdirektor Franz Kehrer

Podiumsgespräch mit Uwe Reich, Leitung der Abteilung Langzeitbeatmung und ÖA Dr. Bostl, ärztliche Leitung

Podiumsgespräch mit Christoph Grubauer und St. Karl Holzmann, Koordinationsteam für Langzeitbeatmung