„Es geht darum, mehr im Herzen und weniger im Kopf zu sein“

Wenn ein geliebter Mensch schwer erkrankt, leidet das gesamte Umfeld mit. Ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen der Caritas gehen den letzten Teil des Weges mit und sind auch für die Angehörigen in dieser schweren Zeit da. Wie es gelingen kann, Menschen auf diese ganzheitliche Weise zu begleiten, lernen angehende Ehrenamtliche im Grundkurs der Caritas, der heuer zum 50. Mal stattfindet. Zu den ersten Absolvent*innen zählen Mag.a Traute Friedrich (80) aus Linz-Urfahr und Margit Tischberger (72) aus Ansfelden, die sich heute noch als ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen engagieren.

Es sind unterschiedliche Beweggründe, die Menschen in den Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung bringen: Sie arbeiten im Spital oder im Seniorenwohnhaus und wollen sich mit diesem Thema intensiver beschäftigen. Andere möchten sich aus persönlichen Gründen damit auseinandersetzen. Und wieder andere suchen nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit mit Sinn. Seit 1995 gibt es diesen Kurs, an dem bis dato insgesamt 1.335 Menschen teilgenommen haben. Die älteste Kursteilnehmerin war 80 Jahre; die Jüngste 24 Jahre alt. Der Anteil der Männer pro Kurs bewegt sich zwischen 0 und 20 Prozent.

Margit Tischberger kam zur Hospiz-Arbeit, weil sie selbst ihren Mann mit nur 39 Jahren durch einen Arbeitsunfall verloren hatte: „Es war plötzlich, es gab keine Zeit, sich darauf einzustellen. Ich hatte zum Glück Menschen um mich, die mir die nächsten Schritte gezeigt haben“, erinnert sich die 72-Jährige zurück. Sie schloss die Ausbildungen zur systemischen Familientherapie sowie die Viktor Frankl Ausbildung ab und arbeitet seither in eigener Praxis. Auch die pensionierte Apothekerin Mag.a Traute Friedrich war auf der Suche nach einer sinnstiftenden Tätigkeit und wurde im Hospiz-Ehrenamt fündig.

Das Engagement beider Frauen lebt von berührenden Momenten. Mag.a Traute Friedrich stellt immer wieder fest: „Es geht darum, etwas mehr im Herzen zu sein, weniger im Kopf“. Wie sie zu dieser Herzensebene kommt ist von Mensch zu Mensch verschieden. Bei jedem ersten Zusammentreffen gibt es natürlich ein Fremdheitsgefühl. „Aber bereits nach dem ersten Mal ist dieses Gefühl sofort weg“, weiß Mag.a Traute Friedrich. Manchmal geht sie mit den Menschen spazieren oder macht Besorgungen – was immer notwendig ist und dem Menschen eine Freude bereitet. Wie z.B. ein letztes Mal in ein Lieblingscafé zu gehen, um dort eine Torte zu essen. Manchmal redet sie wenig, manchmal gibt es ganz viel zu sagen. Manchmal hält sie die Hand, liest ein Buch vor, trinkt gemeinsam Kaffee.

Mitgefühl statt Mitleid

„Jeder, der sich in diesem Bereich engagieren will, sollte viel Mitgefühl mitbringen, aber kein Mitleid“, betont Mag.a Traute Friedrich. „Es ist eine bereichernde Arbeit, die mich sehr viel im Umgang mit Menschen lehrt. Mitleid ist keine Stütze. Es geht darum, dass man da ist. Ohne viel erreichen zu wollen.“

Ihre längste Begleitung hatte sie bei einer jungen Frau – sie dauerte dreieinhalb Jahre. „Meine Tochter war damals in demselben Alter“, erinnert sich Margit Tischberger. „Da habe ich das nochmals anders erlebt als bei einem Menschen, der sein Leben gelebt hat.“ Seitdem lebt sie noch bewusster. „Es sind keine Lippenbekenntnisse: dass ich mit meiner Tochter noch intensiver die Zeit verbringe. Ich vergeude die Zeit nicht mit unnötigen Dingen.“ Seit der Begleitung hat sie es vor Augen, wie schnell es gehen kann. Eine Diagnose kommt auch manchmal von heute auf morgen. Seither versucht sie, den Tagen mehr Leben zu geben.

Auch bei den Angehörigen erlebt sie, dass sie als Hospizbegleiterin eine wertvolle Stütze ist: „Es ist wichtig zu wissen, dass es das gibt und dass man es annehmen darf.“

Das Caritas Mobile Hospiz Palliative Care ist in den Bezirken Braunau, Kirchdorf, Linz, Linz-Land, Rohrbach, Steyr, Steyr-Land und Urfahr-Umgebung tätig. Nähere Informationen zum Ehrenamt, zu den Angeboten und zum Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung: www.hospiz-caritas.at oder 0732 7610-7910.